MIT DEM GONG INS KLANG-NIRVANA

Er wurde eins mit seinen Gongs: der Vollblutkünstler Peter Heeren. Foto: Natascha Thölen

HEILENDE TÖNE: RUND 100 BESUCHER BEIM GONGKONZERT MIT PETER HEEREN IN DER HÜTTENER KIRCHE

Von Natascha Thölen
Kummerfeldt. Ein Klangerlebnis der besonderen Art erwartete die 100 Besucher des Konzertes „The Big Gong“ in der Osterkirche in Kummerfeld am frühen Abend des zweiten Advents. Selbst Kirchenmusikerin Meike Ruhe, die die Veranstaltung organisiert hatte, gab zu, nicht genau zu wissen, was sie erwarte. Der studierte Kirchenmusiker, Organist und Komponist Peter Heeren aus dem schleswig-holsteinischen Marne hatte sich angesagt.

Im Gepäck hatte der Vollblut-Künstler 20 verschiedene Gongs. Bevor er begann, diese außergewöhnlichen Instrumente zum Klingen zu bringen, berichtete Heeren seinem Publikum einige spannende Details über die eindrucksvollen Klangscheiben aus harter Bronzelegierung. „Die meisten Menschen glauben, dass Gongs aus Asien stammen, was allerdings nicht stimmt“, sagte er. Tatsächlich gelten die Griechen als die ursprünglichen Gongerfinder und -bauer. Erst später wurden die Instrumente von Alexander nach Asien exportiert.

Zur Überraschung der Zuschauer berichtete Heeren weiter, dass fast alle seiner Gongs auch nicht aus Asien stammen, sondern in einem 200-Seelen-Dorf namens Kuden, 20 Kilometer entfernt von seinem eigenen Wohnort Marne in Schleswig-Holstein, gebaut worden sind. Rolf Nitsch sei ein weltweit anerkannter Gongbauer. Musiker aus Shanghai und Amerika kommen genauso nach Kuden wie Heeren, wenn sie ein weiteres Instrument für ihre Sammlung in Auftrag geben.

Dass alle Gongs anders klingen, davon konnten sich die Besucher selbst überzeugen, als Heeren begann, die unterschiedlich großen und verschieden geformten Gongs mal zärtlich streichelnd, mal kaum berührend und dann wieder mit festeren Schlägen ertönen zu lassen. Die Töne füllten den wunderbaren Kirchenraum und hüllten nach und nach die Besucher in eine Klangwolke ein. Heeren entlockte seinen Gongs immer wieder neue Töne, die sich mal überlagerten, mal weiter nachklangen und mal den vorherigen Ton aufnahmen und weiterführten. Der Künstler selbst schien dabei fast in einer Art Trance zu sein, so als ob er seine Umwelt nicht mehr wahrnahm. Er tauchte ein in die Klangwelt seiner Gongs und schien eins zu werden mit ihnen.

Eine beeindruckende, einfühlsame Interpretation für diejenigen Zuschauer, die das Spektakel visuell verfolgten. Viele schlossen einfach die Augen und ließen sich treiben von den herrlichen Klängen wie auf einem fliegenden Teppich durch Raum und Zeit. Die Gongs hängen an Ständern. Wenn Heeren sie in Gang setzt, bewegen sie sich wie Blätter im Wind. Dabei haben sie ebenso klangvolle Namen: Es gibt einen Wasser-Gong, einen Planeten-Gong, die Erde und den Wind. Letzterer hat keinen Rand und klingt daher besonders lang nach. Der Künstler ist dem Gongspiel seit fast 20 Jahren nach einem Oratorium von Elga verfallen. Er weiß genau, wie und wo er seine Gongs anspielen muss, in der Mitte oder am Rand und mit welchem Schlägel oder vielleicht mit einem Geigenbogen, damit sie je nach Interpretation des Stückes eher ruhig und warm oder kraftvoll und pulsierend klingen. Mal ist es wie ein heller, gleißender Gesang, dann wieder donnern sie aus der Ferne.

Die Klangvielfalt der Gongs scheint unendlich. Das facettenreiche Spektrum der Töne kommt dabei besonders stark in Stücken von Lisa Bazelaire zum Ausdruck die sich auf die Komposition von Gongwerken spezialisiert hat. Heeren hat sie schon oft für seine Konzert ausgewählt. In Kummerfeld interpretierte er ihr Stücke „Metamorphose“, das außer den obertonreichen Gongklängen auch eine Rezitation enthält.

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