DIE FASZINATION DES GONGS

KIRCHENMUSIKER PETER HEEREN DEMONSTRIERT GROSSE KLANGVIELFALT

Von Eva-Maria Konkel
Barnstorf. Freundschaften soll man pflegen, sagt der Volksmund. Das weiß auch Kantorin Meike Voss-Harzmeier, die ihren Studienkollegen Peter Heeren nie ganz aus den Augen verloren hat. Er hat damals sogar das Stück „Sterne für Principal Zweifuß“ komponiert, mit dem die Kirchenmusikerin ihre Diplomprüfung für Orgel ablegte. Nun gab es in Barnstorf ein Wiedersehen der ehemaligen Kommilitonen.

Zum Auftakt des Glockenjahres in der Kirchengemeinde St. Veit gastierte Peter Heeren in Barnstorf. Der Kirchenmusiker aus Marne hatte bei seinem Konzert am Sonntagabend mehrere Gongs im Gepäck, die er im Zusammenspiel mit der Orgel einsetzte. „Ich bin gespannt auf die Töne, die im Raum schweben werden“, sagte Voss-Harzmeier in ihrer Begrüßung. Und darauf konnten auch die gut 50 Zuhörer neugierig sein, denn die Kulisse von 21 Schalen unterschiedlicher Größe im Altarraum der St.-Veit Kirche war beeindruckend.

Mit der Komposition „Urschall“ von Moritz N. Jansen entlockte der Kirchenmusiker seinen Gongs mit fast zärtlichen Berührungen zunächst verhaltene, leise Töne. Die Klänge steigerten sich im Laufe des Stückes aber zusehends und nahmen schließlich pulsierende Formen an. Virtuos, mit unterschiedlichem Schlagwerkzeug, entlockte der Künstler seinen Gongs teils bedrohliche, teils mystisch anmutende Töne, welche für die Zuhörer durchaus eine Herausforderung waren. Heerens Eigenkomposition, die Toccata 1, war technisch sehr anspruchsvoll, für das an wohlklingende Orgelkonzerte gewöhnte Ohr allerdings sehr ungewohnt. Die Toccata 2, auch aus seiner Feder, erinnerte wiederum an bekannte sakrale Töne und wurde von vielen Zuhörern als Genuss empfunden.

Der zweite Teil des Konzertes, ebenfalls aus Werken des Komponisten Moritz N. Jansen bestehend, erklang wie eine Hommage an die Weltmeere. Meinte man doch leise Walgesänge zu hören, die sich zu einem mahnenden Chor der Meeresbevölkerung steigerten. Donner zog auf und rief zur Umkehr. Mit dem sanften Verlauf der Sonne stellte sich schließlich wie der ein versöhnlicher Rhythmus ein. „Denn es geht immer weiter, diese Gewissheit sollten wir haben“, rief Heeren dem Publikum zu.

Ich möchte mit den Gongs einen Kontrapunkt zur Virtuosität der Orgel setzen, um ein Konzert vielseitiger gestalten zu können“, sagte der Künstler. Erstaunlich, welche Emotionen seine Gongs bei den Zuhörern wecken. Machbar ist das natürlich nur mit dem richtigen „Instrument“. Denn ohne seine Gongs, die nicht wie vielfach vermutet, ihren Ursprung in Asien, sondern in Griechenland haben, und jetzt für ihn von dem renommierten Gongbauer Rolf Nitsch aus Kuden gefertigt werden, könnte Heeren diese Musik nicht leben. Und das tut er mit Leidenschaft. Durch ein Referat über die Mikrophonie, also den Luft oder Körperschall, das er während seines Studiums halten musste, war Heeren auf die Gongs aufmerksam geworden. Seitdem beschäftigt er sich mit großer Hingabe diesem Thema. So verwundert es nicht, dass sein Freund Nils Kay auf Heerens Anregung und Idee hin ein Computerprogramm entwickelte, das nach einem selbststeuernden Prinzip eigenständig komponiert und im zweiten Teil des Konzertes zum Einsatz kam. Das Röhrenglockenspiel aus Kupferröhren komplettierte den Auftritt eines außergewöhnlichen Künstlers, der im Anschluss an das Konzert mit großer Geduld die vielen Fragen der Zuhörer beantwortete. Viola Ruhnau durfte sogar ganz dicht an die Instrumente. Das Mädchen bekam als einziger Besucher die Erlaubnis, den Klöppel in die Hand zu nehmen und den Kupfergong zu schlagen.

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