Unkonventionelle Klangkunst

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Von Andreas Vollstedt

Meldorf – Allein schon der Anblick der Instrumente beeindruckte die Konzertbesucher. Über die gesamte Breite einer Wand in der Ausstellungshalle des Dithmarscher Landesmuseums hingen unterschiedlich große Metallscheiben; handgefertigte Gongs für ein außergewöhnliches Klangerlebnis.

Museumsleiterin Dr. Jutta Müller begrüßte Kirchenmusiker und Gongspieler Peter Heeren erneut zu einer gut besuchten Veranstaltung bei freiem Eintritt. Dr. Müller erinnerte an Heerens erstes Gongkonzert vor zwei Jahren, bei dem sich die Akustik der Museumshalle für dessen nicht alltägliche Schlaginstrumente bewährt habe. Peter Heeren ist hauptberuflich Kantor und Organist in Marne und mehrfacher Preisträger für sein Orgelspiel und seine Kompositionen. In einer humorigen, teils ironischen Einleitung gab Heeren einen intimen Einblick in die Welt der Gongs. Heeren erklärte die Bedeutung einiger astronomischer Symbole auf seinen Instrumenten sowie den Schriftzug „vegan“, da vegane Ernährung seit langem zum Lebensstil des 54-Jährigen gehört. Etwas schwieriger gestaltete sich Heerens Versuch, das Potenzieren der die Klangfarbe beeinflussenden Obertöne zu erklären, was die fachunkundigen Zuhörer vielmehr zum Schmunzeln brachte.

Schlüsselerlebnisse für die Beschäftigung mit Gongs waren für Peter Heeren neben einem Oratorium des britischen Komponisten Edward Elgar (1857–1934) vor allem das progressive Werk „Mikrophonie I“ von Karlheinz Stockhausen (1928–2007), über das Heeren während seines eigenen Kompositionsstudiums ein Referat hielt. Angefangen hatte Heeren dann im Jahr 2000 mit vier Gongs, zwei Jahrzehnte später sind es bereits 24, die vor jedem Auftritt sorgfältig blankgeputzt werden. Peter Heeren hat seine aus Neusilber oder Bronze gehämmerten Instrumente von verschiedenen Manufakturen anfertigen lassen, ebenso einen Gong aus Titan, der blauglänzend hervorsticht. Ein Gong stammt aus dem Nachlass eines Kapitäns und diente einst als Signalgeber auf einem Rettungsschiff. Mit seinen Instrumenten hat Peter Heeren die einstündige CD „The big Gong“ produziert.

Gongs gehören zu den sogenannten Idiophonen (Selbstklinger), das sind Instrumente, bei denen der schwingende Instrumentenkörper selbst den Ton erzeugt, wozu unter anderem auch Kuhglocken zählen. Im Gegensatz zu Glocken schwingen Gongs am stärksten in der Mitte und am wenigsten am Rand. Peter Heeren schlug seine Gongs daher nicht nur an unterschiedlichen Stellen an, sondern dämpfte sie gleichermaßen mit Filzschlägeln oder auch schon mal mit seinen Fingern ab. Mittels Reibeschlägel brachte Heeren die Gongs zum „Singen“. Eine unkonventionelle Spielweise, die zu einem vielfältigeren Klangspektrum führte und Heerens langjährige Erfahrung bewies. Der Klangkünstler spielte überwiegend leise, setzte laute Gongschläge nur akzentuiert ein. So erklang überraschend ein kräftiges „Bong Bong Bong“, das an den charakteristischen Stundenschlag der Turmuhr Big Ben im Londoner Parlamentsgebäude erinnerte.

Nach einer kleinen Pause waren zwei flache Windgongs neu aufgehängt und ein Röhrenglockenspiel aus handelsüblichen Kupferheizungsrohren hinzugekommen. Heerens Spiel wurde von seinem Sprechgesang oder elektronischen Tönen eines Kompositionsprogrammes untermalt. Das Publikum dankte ihm für dieses besondere Klangerlebnis mit wiederholtem Applaus. Da darf man auf ein weiteres Gongkonzert im Landesmuseum gespannt sein.

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