THE BIG GONG – Heavenly metal

Gongmeister Peter Heeren sorgt in der Borbyer Kirche für überirdische Klänge

Der Eckernförder Kultursommer bringt Überraschungen: Für Freitag lud der Förderverein der Borbyer Kirche zu einem Gongkonzert ein. Obwohl wahrscheinlich die wenigsten sich darunter etwas vorstellen konnten, füllte sich die Kirche, und die Veranstaltung war erfreulich gut besucht.
Als einziger „Instrumentalist“ war Peter Heeren aus Marne angereist. Dort ist er Kirchenmusiker. Als langjähriger Gongspieler (seit 2000), vielfach ausgezeichnet und mit seinen Auftritten überaus erfolgreich, hatte er zehn Gongs nach Eckernförde mitgebracht und im Borbyer Altarraum nebeneinander aufgehängt. Es waren unterschiedlich große runde Metallscheiben, mittig leicht vorgebogen oder plan. Insgesamt besitze er 24 Gongs, berichtete der Ausnahmemusiker. Sein größter Gong habe einen Durchmesser von zwei Metern, wöge 170 Kilo und brauche „vier starke Männer“, um ihn zu transportieren.
Schleswig – Holstein sei „das Rom des Gongbaus“ verkündet Heeren. Bis auf die zwei großen aus China (in Borby „Sonne und Jupiter“) seien alle im nördlichen Bundesland hergestellt, und er weiß sogar die Orte und Namen der Gongbauer.

Peter Heeren führte eine selbst erdachte und komponierte Gestaltanalogie zwischen den Klängen seiner Gongs und den Planeten unserer Sonne auf. Beginnend mit Merkur ganz links folgten nach der großen Sonne Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und sogar Pluto – jeweils unterschiedlich anzusehen und mit unterschiedlichem Klang. Mit einer Vielzahl von Schlegeln – mit Fell, Gummi oder Metall versehen, berührte Heeren die Oberflächen seiner Gongs. Er strich,  tupfte, klopfte, schlug auf die jeweiligen Zentren der Metallscheiben und die umgebenden Flächen. Er lockte Töne von großer Zartheit bis hin zu grollendem Maximaldonner hervor, nutzte dabei ganz gezielt den vieltonigen Nachhall. So entstand eine planetarische  Klangsymphony, die alle Gäste – wortlos fasziniert, tief ergriffen und mächtig beeindruckt – in die Kirchenbänke drückte. Dabei entlockte der Gongmagier seinen „Instrumenten“ nicht nur himmlische Klänge, er ergänzte seine außerirdische Musikutopie mit seinem Körper: Er tanzte leichtfüßig von Gong zu Gong und empfing überschwängliche Klanggewalt wie auch zartes Himmelsflüstern mit weit geöffneten Armen. Seine eigene Begeisterung geht so weit, dass sein schwarzes Habit goldfarbene Lettern zeigt: „Ich ging, ich gang, ich gongte“.

Nach der Pause vermittelte Peter Heeren Wissenswertes, zitierte frühere Wissenschaftler und Philosophen: Zwischen den Planeten gebe es Sphärenklänge. Diese Klänge hörten wir von Geburt an, nähmen sie aus Gewohnheit im weiteren Lebensverlauf allerdings nicht mehr wahr. Eine opulente Komposition mit Sphärenklängen folgte. Klangphänomene zwischen gehauchter Stille und unheimlichen Grummeln, zwischen engelhaftem, hellem „Gesang“ und urweltlicher, donnernder Untergangsgefahr waren in ihrer Wirkung unausweichlich. Das forderte Phantasien heraus, ließ Bilder aufsteigen, weitete die Seele, machte gleichzeitig betroffen und ließ überlegen: Wie bedeutend ist der einzelne Mensch im Reich der Planeten?

Bei Gongs entsteht keine Melodie zum Mitsingen, stattdessen erfasst ihr Klang den Zuhörer fast körperlich und lässt ihn die Komposition nicht nur über das Ohr erleben. Gebannt lauschten die Zuhörer Kompositionen für Gong von Lisa Bazelaire, Franz Zaunschirrm und Peter Heeren selbst, der auch ein Stück auf der Orgel spielte. Zu den Werken deklamierte er teilweise Texte, die durch den Hall des Gongs dramatisch unterlegt wurden. »Eine Kirche ist ein unglaublich geeigneter Ort für meine Konzerte«, erklärte Heeren, »Kirche ist ein Ort, wo Kunst gemacht wird ohne musealen Anspruch. Hier erlebt man ganz lebendige Kunst.«

Er führte auch als Moderator durch den Abend, und so erfuhren die Besucher, dass es zur Herkunft des Gongs zwei Theorien gibt: Die einen sehen seine Wiege in Asien, die anderen in Griechenland. Auch als Kriegsgeräte seien mächtige Gongs früher eingesetzt worden, sagte Heeren, sie hätten die Feinde vertreiben sollen. Selbst hat er mittlerweile 24 Gongs zuhause, majestätische Instrumente, die eine ganz eigene Klangsprache haben.

Bettina Albrod

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