THE BIG GONG – Heavenly metal

Planetensymphonie als Hörerlebnis – Peter Heeren lässt im Syker Vorwerk seine verschiedenen Gongs erklingen
Foto: Vasil Dinev

„Da waren wir doch tatsächlich zwischen den Planeten“, freuten sich zwei Zuhörer am Ende des beeindruckenden Konzerts jetzt im Syker Vorwerk. Dorthin hatte Peter Heeren das Publikum mit seiner Gongsymphonie getragen. Und auch die anderen
Gäste vollends begeistert. „In weiten Teilen hatte ich die Augen geschlossen und nur genossen“, bestätigte Jutta Behrends das, was auch Hanna Behrens und viele anderen genauso gemacht hatten. Der „King of Gong“, wie es auf seinem Wagen stand, präsentierte im Vorwerk bei zwei Konzerten kurz vor der Jahreswende seine verschiedenen Klangscheiben. Er ging auf die Hersteller ein wie den renommierten Gongbauer Rolf Nitsch, dessen Gongs handgearbeitet werden. Außerdem die Firma Paiste, Olli Hess und Broder Oetken. Einer der Kleineren hatte einem Kapitän gehört und jahrelang auf einem Rettungsschiff Dienst getan, bevor Heeren ihn erwarb. Von Gongbauer Martin Bläse erklang ein blauer Gong aus Titan. Heeren erläuterte ihre Bezeichnungen wie beispielsweise „WindGongs“; diejenigen sehr großen, die keinen Rand hatten und daher „ewig, unendlich lange nachklingen“. Dazu hatte er dann auch einen kleinen Scherz von Woody Allen parat: „Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.“ Ein weiteres amüsantes Detail war der goldene Aufdruck auf seinem schwarzen Outfit: „Ich ging, ich gang, ich gongte.“
Für seine musikalische Performance im Zentrum für zeitgenössische Kunst hatte der Musiker und Komponist unser Sonnensystem aufgestellt. Jeder der zehn Gongs hatte einen Planetennamen erhalten. Angefangen von der Sonne, dem wohl größten und klanggewaltigsten Instrument, über den blauen Neptun bis hin zum kleinsten, dem Pluto. In weiteren Erläuterungen erfuhren die Zuhörer, dass Gongs wohl zu den ältesten und mächtigsten Instrumenten auf diesem Planeten gehören: mit einem ausgeprägten Reichtum an Obertönen, äußerst langen Nachhall und über das gesamte Frequenzspektrum verfügen. Daher seien sie quasi einzigartig. „Sie schallen und jubeln, sie gleißen und donnern. Sie sind ein Geschenk des Himmels.“ Er betonte: „In meinen Gongkompositionen verschmelzen unterschiedlichste Klangphänomene durch die Integration von Stille und Dynamik.“ Bevor dieses einmalige Klangerlebnis anfing, hatte der Kirchenmusiker aus Marne bei Itzehoe noch eine kleine Geschichte parat über die Energie der Sonne und wie sie sich auf alle anderen Planeten auswirkt. Bis es zur Weltenharmonie bei Uranus komme.
Die Schlussfolgerung müsse analog zu Aristoteles lauten: „Die Planeten bewegen sich um die Sonne aus Sympathie.“ Um verschiedene Klangfarben zu erreichen, hatte sich Heeren verschiedene Schläger und Reiber mitgebracht. Die Schläger bezeichne man auch als Gongklöppel, Gongschlägel, Gongschläger oder auch Mallet. Allen ist gemein, dass der Gong mit ihnen angeschlagen wird – je nach Anschlagetechnik und Verarbeitung treten die lauten Klänge in den Vordergrund oder eher die leisen. An zweien hatte er lange Stangen befestigt, die bezeichnete er als „unbewegte Beweger“. Natürlich war denn auch der Auftakt gewaltig, als Heeren die Sonne mit einem Schlägel in Schwingung versetzte. Mit unterschiedlichen Reibern und auch mit den Fingern klangen dieselben Gongs erstaunlich anders. Und so waren sich die Konzertbesucher einig: „Es war ein bewegendes Hörerlebnis.“ (Dagmar Voss)

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